Seit einigen Wochen bin ich Montag Abends in der Ortsgruppe Bonn der Extinction Rebellen. Die internationale Bewegung nennt sich „Extinction Rebellion“, abgekürzt „XR“, und diejenigen, die sich angesprochen fühlen und sich auf die gemeinsame Grundlage von Richtlinien und Forderungen an die jeweiligen Regierungen berufen, sind angehalten bzw. eingeladen, Ortsgruppen zu gründen.
Sie können dies nach Herzenslust tun, einander kennen lernen, neue Teilnehmer einweisen, Aktionen planen. Diese Aktionen haben als Besonderheit, dass sie gewaltfrei zu sein haben und kurze Interventionen zivilen Ungehorsams beinhalten. Man möchte das Interesse der Mitmenschen wecken und die Medien wie auch die Politiker dazu bringen, wahrheitsgemäß über die Motivation der Demonstranten wie über die Sachlage zu berichten.
Die Regierung soll auf klare, direkte, unmissverständliche Weise aufgerufen werden, ihren Kurs kurzfristig in Richtung raschen, wirksamen Handelns zu ändern. Ein solcher ist bereits zwar nicht hinreichend, aber dennoch grundlegend von Wissenschaftlern dargelegt worden.
Was die Berichterstattung in den Medien angeht, so gelingt dies im Großen und Ganzen, soweit ich es beurteilen konnte. In auffällig vielen Zeitungen konnte ich, teilweise auf der ersten Seite schon, wahrnehmen, dass und wie über den Ernst der Rebellen wie auch über den Ernst der Lage berichtet wird. Der Ausdruck „Klimawandel“ wird als beschönigend, verharmlosend angesehen, stattdessen solle man doch endlich eine Sprache verwenden, die den Tatsachen gerecht wird. So wird zum Beispiel „Klima-Katastrophe“ oder „Klima-Zusammenbruch“ empfohlen. Durch Flugblätter und drastische Aktionen wie sogenannte öffentliche „Die-ins“ (vorgeben, gestorben zu sein), wollen wir unsere Mitmenschen aufrütteln, ihre Gefühle und Gedanken zu den Themen wie vielfaches Artensterben und Klimaveränderungen, wie deren Folgen wie Überflutungen, Dürre und zunehmendem Hunger sowie vieles mehr zu erforschen.
Joanna Macy, eine Pionierin der ersten Stunde, hatte schon vor Jahrzehnten begonnen, Trauer- und Verzweiflungs-Workshops mit Meditation zu verbinden und anzubieten. Hatte sie doch völlig zurecht erkannt, dass nicht nur sie selber als wache und in Kontemplation erfahrene Älteste tiefste Sorge um die Zukunft unseres Planeten und seiner Arten, darunter die Spezies Mensch, hat, sondern dass Viele von uns sich von dieser Angst niedergeschlagen und ohnmächtig fühlen.
Eine Sorge, tief verdeckte Angst, die nun in den Generationen unserer Kinder und Kindeskinder bewusst wird, wie auch die Ursachen der Massen-Auslöschung immer bekannter und offensichtlicher werden. Sind wir Menschen in einem Muster unbewusster und teilweise bewusster Selbstzerstörung gefangen?
Die jungen Menschen, manche von ihnen Studenten, wollen und können diese Untaten an der Erde und und dem Leben selber nicht mehr hinnehmen. Wie es ja auch die junge, hellsichtige, kluge und eloquente Greta Thunberg der Welt offen mitteilt. Die Zukunft, so drückte es eine Mitstreiterin FÜR den Schutz des Lebens aus, wird gerade zu Grabe getragen. Unsere Zukunft. Die Zukunft unserer Kinder und die vieler Lebewesen.
Das hat mich sehr berührt und bekümmert.
Daher möchte ich Teil dieser Bewegung sein.
Ich rebelliere.