Ich bin immer wieder erstaunt und glücklich, wie einfach diese tiefe Freude zu erreichen ist, wenn ich mir nur vergegenwärtige, wofür ich ehrlich dankbar sein kann.

Heute früh bin ich mit der Meditationspartnerin die Sätze durchgegangen, die ich vom großen Meister der Einfachheit, Thich Nhat Hanh, gelernt habe – und ich brauche ihn mir nur vorzustellen, wie leicht er immer wirkte, ob im Sitzen, Gehen oder Sprechen. Er begann immer mit „Bitte …“, sodass jeder Gedanke, alle Erfahrungen, auf Befehle zu reagieren, schon dahinschmolz. Wie dankbar bin ich, diesem großartigen Dichter und Menschen begegnet zu sein, natürlich zuerst durch eines seiner Bücher, das mir meine damalige wunderbare Ärztin Jutta Reichelt empfohlen hatte: „Pflanze ein Lächeln“. Noch heute sehe ich das Foto auf dem Schutzumschlag vor mir: ein eingepflanztes Lächeln, eine Blume natürlich, mit einer hellgelben Blüte. Und wie können wir nun ein Lächeln pflanzen, vor allem immer wieder in uns selber, und es bewässern, auch wenn wir uns gerade nicht im botanischen Garten unseres Lebens befinden, ringsherum von Schönheit und Stille umgeben?Wir wiederholen, möglichst täglich, wie ein Mantra, das Loblied auf unsere Sinnesorgane – denn mit diesen sind wir am ehesten verbunden: Danke, liebe Augen …, danke, liebe Ohren …, danke, lieber Mund, liebe Zunge, liebe Zähne …danke, liebe Hände … und ergänzen jeweils einen oder zwei Sätze, die uns spontan in den Sinn kommen. Danke, liebe Augen, dass ich die Welt der Farben und Formen genießen kann, dass ich meine Kinder, meine Geliebte sehen kann …Und wir können diese Freude, die aufsteigt, noch steigern, wenn wir hinzufügen – wenn es stimmt: Danke, dass ich keine Schmerzen habe in den Augen oder etwa den Ohren. Und wenn wir schon bei den Händen sind, vielleicht noch ohne Rheuma oder Arthritis, dann widmen wir uns auch den Füßen, den wunderbaren, und danken ihnen direkt. Unfassbar, wie sie unseren Körper durchs Leben tragen und getragen haben! Wenn wir noch Zeit haben, können wir weitermachen, wie es uns gefällt: Die Knie bieten sich an, die Hüften und Schultern, aber warum nicht auch der inneren Organe gedenken, vor allem unserem Herzen? Dabei lächeln wir allen Organen zu, die sich entspannen dürfen. Das ganz und gar Wunderbare ist, dass unser Atem genau dorthin fließt, wo unsere Aufmerksamkeit ist, wir brauchen gar nichts extra zu tun.

Selbst wenn uns auf der Reise durch unseren Körper Schmerzen begegnen, lernen wir, nicht aufzuhören mit dem Lächeln. Im Gegenteil! Wir lächeln hinein in die Schmerzen, wie wir es mit unserem einzigen Kind machen würden oder tun oder getan haben. Man tut nicht so, als wäre da nichts, sondern gibt seine ganze Zuversicht und Herzenswärme hinein, damit, was zu fest ist, sich lösen kann. Es könnte alles so einfach sein, mit den Übungen, dem Lächeln, der Freude. Doch am Ende einer Woche oder eines Lebens fragen wir uns, wo denn die Leidenschaft geblieben ist für diese einfachen Künste? Wir brauchen eine stetige Übung und einen festen Entschluss, diese durchzuführen, damit sie uns in „Fleisch und Blut“ übergeht. Man wusste früher, nur das, was in uns so Wurzeln geschlagen hat, würde von Dauer sein. Deswegen sitzen viele von uns täglich und rezitieren dasselbe oder nahezu dasselbe und tun dies für eine lange Zeit.

Unser Atem wird unsere beste Freundin, unser bester Freund. Immer da. Während wir üben, das Lächeln auch in andere Wesen zu pflanzen und es überall zu begießen: mit Wertschätzung und Herzenswärme.