Sollte ich nicht lieber „Danken und Bitten“ sagen? Es sprach soviel dafür. Es ist eine Tugend, „Danke“ sagen zu können, vielleicht sogar zu einem ungeliebten Mitmenschen oder für eine Gabe, die wir uns so nicht vorgestellt hatten. Aber es ist auch eine Tugend, um etwas bitten zu können. Den Platz von Hilfsbedürftigkeit und damit von „Armut“, von Abhängigkeit zu uns nehmen zu können. Zu sagen, „ich kann nicht mehr“. Oder „Ich brauche dies und das. Kannst Du mir bitte helfen?“
Ich meine Menschen zu kennen, die sehr hart arbeiten vor allem aus diesem Grund: Sie wollen unabhängig sein. Der Mythos der Unabhängigkeit: Wann wären wir denn je NICHT angewiesen auf die Vielen, die uns zuarbeiten! Deren Produkte wir kaufen. Dann, wenn wir etwas bekommen, sagen wir „Danke“. Im besten Falle spüren wir diese Dankbarkeit tief. Dankbarkeit hat eine verbindende, nährende, ermutigende, Freude schenkende und erhebende Kraft, die wir aktualisieren/spüren und auskosten lernen können. Ich habe schließlich in der Ankündigung meines Angebotes auf „Bitten“ verzichtet, weil wir meist zu schnell und zu lange in einem Bewusstsein des Mangels waren. Dies aber bedient sich gern an den niedrigsten Instinkten der Menschen, und das gefräßige System des Raubtierkapitalismus wiederum lebt davon.
Soweit ich mich erinnere, habe ich in meinem Vortrag zum Danken (Auf der Webseite unten den SIEBEN DISZIPLINEN zu finden) erwähnt, dass ich von mindestens einem Stamm nordamerikanischer Indianer gelernt habe, dass diese sich für grundsätzlich alles bedanken. Ich finde, so wenig wir dies Anderen verschreiben können in unserer psychologisierten Gesellschaft, so weise fühlt es sich gleichzeitig an. Wonach wählen wir denn aus, was wir dankend annehmen: Nach Gefallen und Laune, ob wir es doppelt haben oder die Schönheit oder Gnade des „schwarzen Pakets“ (noch) nicht erkannt haben? Wenn wir gehen, bedanken wie uns am besten für die gesamte Sendung. Das ist ja so ungeheuer kreativ, denn in dem Moment, da wir dies tun, sagen wir gleichsam, alles habe sich doch schließlich zu unserem Wohl entwickelt, entlassen damit etwaige Übeltäter, zu denen wir uns auch partiell zählen müssen, aus ihrer Schuld, ziehen einen Schlussstrich und stellen die Bilanz auf Gold.
Aus dem Herzen “Danke” sagen, ist eine Kunst. Wir anerkennen damit, den Anderen zu sehen und ihn oder sie oder mehrere in ihrer Schönheit wertzuschätzen. Beide Seiten lächeln einander zu und spüren, dass etwas gut und gelungen ist in ihrem Leben. Kriegen wir das immer hin? Nein. Aber es reicht ja schon, den festen Entschluss zu fassen, keine Segnung mehr für selbstverständlich zu nehmen, die geschenkten Kleinigkeiten zu wertschätzen und das Allerkostbarste, das uns gegeben wurde und das in sich ein Wunder war und ist, unser Leben nämlich, jetzt sofort hoch zu achten und eine Ladung Liebe an unsere Eltern zu schicken – seien sie noch am Leben oder posthum. – Übrigens lade ich nicht zu sog. Affirmationen oder zu „positivem Denken”. Das sind Selbstmanipulationen, deren gute Wirkung nicht von Dauer sein wird und kann. Mit dem Vorschlag, die “Sieben Disziplinen” selber zu erforschen und zu üben, ziele ich eher auf eine Intensivierung oder Vertiefung von Beziehungen, ein Sich-Einlassen auf ein freiwilliges Regelwerk des Anstands, ein Ergründen wahrer Lebenskunst.
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Bild © Monika Winkelmann