Grundworte

Wortwind
im Menschenmeer

jedes Wort
eine Stimme

Sie sagt
das Meer und ich
wir lieben uns

Kommt
trinket Grundworte

(Aus Rose Auslönder: Im Atemhaus wohnen)

 

Liebe Wortkünstler und Wortkünstlerinnen,

zu meiner großen Freude – und ich glaube, auch zu Eurer Freude – ist wieder eine neue, hingebungsvolle Schreibgruppe entstanden, deren Teilnehmerinnen, für eine Zeit (ich verstehe, erst einmal bis „Weihnachten“, d.h. bis zum Dezembertermin), einen Weg miteinander und mit der Schreibkunst, hier: dem Autobiografischen Schreiben, gehen wollen.

Und so eingestimmt, fanden wir schnell Vertrauen zueinander. Es ist mit den Gruppen zwar ein wenig anders als mit anderen Freundeskreisen, aber insgesamt fühlen wir uns sicherer und lockerer, wenn wir wissen, die anderen werden wir wiedersehen. Wir Ihr wisst, lege ich grossen Wert auf sorgfältig geplante Anfänge und das Ende von jeweiligen Workshop-Einheiten bzw. Des gesamten Workshops. Ich hätte den Abschluss am Samstag ganz anders gestaltet, wenn wir uns NICHT schon bald wiedersehen, -hören, -erleben würden.

Ich hatte versprochen, nach jedem Übungstag ein „Handout“ zu verfassen. Dabei wiederhole ich nicht, was Judith Barrington in ihrem hervorragenden Buch:  „Erinnerungen und Autobiografie schreiben“, niedergelegt hat. Ich habe in dieser Autorin eine seltene Schwester gefunden, was tiefes Wissen zu dieser Sparte des „Kreativen Schreibens“ angeht. Ich schlage vor, dass Ihr Euch das Buch besorgt, und wir es kapitelweise lesen und besprechen, sofern es Unklarheiten gibt. Im Grossen und Ganzen erwähne ich die Bücher, die ich auch am AS-Tag angesprochen bzw. verwendet habe, hin und wieder vielleicht noch ein zusätzliches. Nach dem letzten Schreibtag im Dezember erstelle ich eine neue Liste und schicke Euch die „alte“ der Frauenschreibschule KALLIOPE zu.

Geübt haben wir:

  • Rechtes Sitzen: Eine geführte Meditation durch den ganzen Körper, speziell auch durch Kehle, Kiefer, Mundhöhle, Zunge… dann zu den Wangen, den Augen, den Ohren. Man kann kaum glauben, was wir in Kehle und rund um den Mund alles festhalten können! (Die Zunge braucht ihre täglichen Ausritte (in langen Seminaren und vor Lesungen lasse ich dazu Übungen machen wie Kauderwelsch sprechen usw., damit sie sich dann wieder mal Zaumzeug anlegen lässt. Oder um überhaupt zu probieren, wie es sich ohne Zensor im Mund lebt…)
  • Schreiben nach Zeit: Das ist DIE und meine Hauptmethode, um das Loslassen zu lernen, das „Schreiben in einem Ausatem“, und damit das „loslassende Schreiben. 3-Minuten-Texte sind mein Lieblingsformat, weil sie uns von der fixen Idee erlösen, wir könnten nur schreiben, wenn…. wir Unmengen an unverplanter Zeit vor uns hätten, das ideale Haus in idealer Landschaft und so weiter…(Da ist zwar etwas dran an unverplanter Zeit. Muße und Kreativität, zumindest bei längeren Texten, Buchprojekten, komplexen Auftragsarbeiten. Doch selbst hier sollten wir in der Lage sein, weiter zu schreiben, Notizen zu machen, zu recherchieren…, wenn wir wenig Zeit haben. Wichtiger als unverplant ist fast noch „ungestört“.)
  • Wir schreiben „frei Schnauze“ und nicht, wie wir denken, dass geschrieben werden sollte. Das allein ist ungeheuer schwer und bedarf ständiger Übung, um die „eigene Schreibstimme“ oder „Schreibstimmen“, falls wir uns bei mehreren Genres zu Hause fühlen (z.B. Lyrik und Essay).
  • Wir lernen dabei zu vertrauen, neugierig auf uns selber zu sein, zu improvisieren.
  • Wir schreiben grundsätzlich (erst einmal, auch bei „Auftragsarbeiten“), für uns selbst. Das ist schwer genug.
  • Wir geben jedem Text eine Überschrift oder wenigstens ein Datum.
  • Wenn ich einen Schreibimpuls gebe, kannst Du ihn umwandeln, damit Du leichter ins Schreiben kommst oder dem eigenen Impuls aus Deinem Inneren folgen. Allerdings solltest Du grundsätzlich irgendwann in der Lage sein, zu jedem gestellten Thema spontan etwas zu schreiben.
  • Experimentiere mit Schreibmaterialien: Welches Papier? Welcher Stift? Für bestimmte drängende Themen ein bestimmtes Buch?
  • Wenn Du an dem Punkt bist, wirklich ein Buch schreiben zu wollen, rate ich Dir entweder zu einem EINZELCOACHING MIT MIR oder zum Einberufen bzw. dem BESUCH EINES SCHREIBWORKSHOPS mit mir, der zum Thema hat: „Die Visualisierung meines fertigen Buches“. Wer die Frauenschreibschule durchläuft kommt in Modul IV genau dahin. Wenn Du diesen Schritt gemacht hast, mit Nachbereitung (Vorstellen in der Gruppe, evtl. Malen des Buches etc., Rückmeldungen erhalten hast), ersparst Du Dir in der Zukunft viel Zeit und Unsicherheit.

Schreibmethoden:

  • Weiterschreiben nach angefangenem Satz
  • Hören eines Gedichtes/einer Textzeile/ … und aus der Resonanz schreiben
  • Schreiben zu irgendetwas, z.B nach der Stille-Übung, zu Geräuschen außen, zu dem, was gerade in meinem Gesichtsfeld liegt…

Zum häuslichen Üben:

  • Als tägliche Handübung empfehle ich das Schreiben von DREI MORGENSEITEN nach Julia Cameron. Wer braucht die Kopien aus dem Buch „Der Weg des Künstlers“ dazu?“ Ich kann sie ins Netz stellen oder Euch zuschicken, wenn Du das Buch, das ich allerdings empfehlen würde, nicht kaufen möchtest.
  • Ebenso finde ich Tagebucheinträge, in denen Du Dich als Protagonistin siehst und denken, sprechen, agieren lässt, gut.

Ich freue mich, dass Du den Mut gefunden, den Entschluss gefasst hast, in dieser Gruppe zu üben. Es ist so großartig, manchmal vergisst man, wieviel Mut es erfordert oder Verzichtleistungen oder…künstlerische Hingabe.

Auf jede von Euch freue mich schon wieder SEHR.

Es ist eine so berührende Arbeit, die auch irgendwie eine Co-Kreation ist.

Sei nun herzlichst gegrüßt.

Deine/Eure

Monika