Warum Meditation so ungemütlich ist – Ich staune immer wieder, welch‘ großer Widerstand mir von Manchen entgegen kommt, wenn ich auch nur zu 5 Minuten Meditation oder zu einer Stille-Übung einlade, oft vor dem Schreiben in der Gruppe.
Das heißt, ich verwende manchmal noch nicht einmal den Begriff Meditation, geschweige denn den richtigen, präzisen: Formale Sitz-Meditation. Was ist es, was diesen Widerstand erzeugt, wobei doch schnell deutlich wird, aus meiner erfahrenen Sicht, dass die danach entstandenen Texte zwar nicht messbar tiefer sind als diejenigen, die ohne Stille-Übung geschrieben würden, aber ich glaube Folgendes sagen zu können. Sammlung, zur Ruhe kommen, ein entspannter Geist tragen zumindest über einen längeren Zeitraum dazu bei, dass Frau oder Mann zu sich kommt, zu ihrer oder seiner Stimme findet, zu Verbindung und oft zu einer Berufung. Warum das so ist, vermag man lediglich mutmaßen. Die heilsamen Wirkungen von regelmäßiger Übung von Meditation und Achtsamkeit zusammen mit einer regelmäßigen Schreibpraxis liegen einfach auf der Hand, ich sehe, höre, lese die Ergebnisse und beobachte staunend die diversen Heilungswege meiner Studentinnen und Studenten. Meditation, Kontemplation: Das sind uralte, lange erprobte und fein ausgearbeitete Wege zu Frieden, Einklang, Gesundheit, Einsicht. Schreiben selber kann Meditation sein wie Wandern, wie alles, was ich tue. Jede Handlung kann ein Gebet sein, und wenn Du das Wort „Gebet“ nicht magst, dann bemühe Dich um ein Anderes. Die Tatsache jedoch, dass Menschen Zwiesprache halten mit ihrer eigenen Seele, ist von Abneigung und Zuneigung unberührt, allgegenwärtig. Ob diese sich allerdings jeder und jedem erschließt, bleibt fraglich. Demut und Neugier sowie gute Ohren sind sicherlich dazu notwendig.