5. Oktober 2024
9:00 / 18:00
Wer in Bonn, Koblenz oder Umgebung lebt, sollte wirklich einmal diese Tour gemacht haben! Das Friedensmuseum im Pfeiler der berühmten Brücke von Remagen ist unbedingt sehenswert. Die „Goldene Meile“ war für vier Monate ein Lager unter offenem Himmel für deutsche Kriegsgefangene, die von Amerikanern bewacht wurden. Mit den entsprechenden Informationen und Fotos, die wir gesehen haben, machen wir einen Spaziergang in Stille vom Museum zu dem weiten offenen Feld am Rhein. Im und am Museum zu sitzen, am Rand der so genannten „Goldenen Meile“ Platz zu nehmen und zu schreiben, und diese Texte dann miteinander zu teilen: Das ist ein starkes Erlebnis.
Remagen war als Versammlungsort für Neonazis viele Jahre lang ein Anziehungspunkt, der die ganze Stadt mobilisierte (vielleicht ist es immer noch oder wieder so). Wie wir uns vorstellen können, war das Leiden der Kriegsgefangenen unter offenem Himmel sowie die Schwarze Madonna, die von einem der Gefangenen gefertigt wurde, wie ein Magnet für Rechtsextreme. Sich in die Geschichte Remagens und Erpels, das genau gegenüber am Rhein liegt, hineinzuversetzen, bringt jedem Teilnehmer, jeder Teilnehmerin an unserer Fahrt – so wage ich zu behaupten – große Einsicht: In das dramatische Schicksal unserer Vorfahren als Deutsche, die Rolle der Alliierten sowie in gewisser Weise in die langandauernden Folgen beider Weltkriege und auch aller heutigen Kriege.
Mit Fahrt nach Remagen: Friedensmuseum, die „Goldene Meile“ und Kapelle der Schwarzen Madonna. Treffpunkt Bonn Hbf 09:00. Ende zwischen 17:00 und 18:00 (nach Absprache). Es fährt aufgrund von Bauarbeiten ein Schienenersatzbus um 09:15, Ankunft in Remagen 10:05. Es folgt ein ca 15-minütiger (1,2 km) Spaziergang zum Museum. Bitte bringen Sie Selbstverpflegung und Wasser mit. Wir werden aber auch mindestens einmal einkehren für Kaffee/Tee und eine warme Mahlzeit nach Absprache. Ich werde Sie rechtzeitig informieren.
Link zum Museum: https://www.bruecke-remagen.de/
Dem Inhalt entsprechend wird das Programm angepasst. Am Sonntag, 6. Oktober, wird der Tag noch nachbereitet.
Zeit: 09:00 – 17:00/18:00 nach Absprache.
Inhalt:
Oft aufgewachsen mit Geheimnissen, die man als Kind eher als Tabuthema spürte, sind wir merkwürdig geworden, wir Nachkriegskinder, Kriegsenkel und -enkelinnen, scheinbar im Frieden aufgewachsen, aber warum fühlt es sich ganz anders an? –
Mit kurzen Schreibspielen, aus dem kreativen und autobiographischen Schreiben, in einer warmherzigen Atmosphäre, in der Vertrauen und Sicherheit groß geschrieben werden, werden Sie behutsam herangeführt an das, was an dem Tag für Sie stimmt, darüber zu schreiben. Sie haben vielleicht etwas mitgebracht, ein altes vergilbtes Foto, einen kaum lesbaren Feldpostbrief, ein rätselhaftes Symbol, das Sie nicht wegwerfen konnten: Diese Dinge legen wir in die Mitte unseres Kreises oder zeigen sie am Bildschirm und zünden eine Kerze an,so, als säßen wir im Kreis. Sie werden sehen, uns deutsche Nachfahren von Kriegskindern verbindet etwas, das uns hält und tröstet: Wir haben überlebt. Für mich ist eine Aufgabe und Berufung daraus erwachsen. Vielleicht wartet noch eine auf Sie.
Wir schreiben, lesen vor, geben wertschätzende Resonanzen. Wir sind gehört worden. Manchmal zum ersten Mal in unserem Leben. Komm‘, es lohnt sich! Für alle, die nur einmal hineinschnuppern wollen, aber auch für alle, die ihre Autobiographie, in welcher Phase auch immer, schreiben wollen. – Wenn die Gruppe klein ist, können wir auch ein Einzelgespräch führen. Oder machen es hinterher. – Übrigens ist alles, was wir schreiben, gefasst, weil es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Und alles, was gefasst ist, ist schön. Gehorcht ästhetischen Kategorien. Das ist auch ein Grund, warum Schreiben befreit.
Ich arbeite an dem Thema seit mehreren Dekaden (mit mir selber und kollektiv) und in Werkstätten seit mehr als 15 Jahren. Mit Prof. Radebold, seiner Frau, Sabine Bode, und Alexandra Senfft, dem Filmemacher Andreas Fischer, habe ich bei unterschiedlichen Gelegenheiten gelernt, alle waren auf Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen habe, und ich besuchte sie (zum Teil). In der von mir geleiteten „Dialog- und Schreibwerkstatt für Kriegskinder und deren Nachkommen, Kriegsenkel und Nachkriegsurenkel und -urenkelinnen“ habe ich sehr viel gelernt, wie natürlich auch auf den internationalen Zeugnis-Ablegen-Retreats in Auschwitz, Bosnien, Sizilien, Süd-Dakota, Griechenland. – Das erwähne ich deshalb, weil die Sensibilität für verborgene Themen sowie für (latente) Resilienz und passende Schreibimpulse sowie für das Heilsame Gruppenfeld natürlich gewachsen ist. Ich arbeite intuitiv und prozess-orientiert, das heißt mit dem, was „die Seele frei gibt“. Über die Jahre haben sich stets größere Verständigung, eine gewisse Befriedung und Akzeptanz sowie Klarheit und Selbstvertrauen, Ausdruckskompetenz, Mut zum Fragen und Ertragen, vor allem durch das Erleben von Zugehörigkeit zur Gruppe und tiefer Wertschätzung, eingestellt.
TeilnehmerInnenzahl: max. 6
Kosten: 170 €, ermäßigt 120€ bei finanziellem Engpass. Museums-Eintrittspreis enthalten.
Menschen mit Flüchtlingsstatus und Bonn-Ausweis bezahlen nur die Zugfahrten und das Eintrittsgeld selber.
Anmeldung bitte bis 4 Wochen vorher, mit zeitgleicher Überweisung: Kontakt
Wer sich danach anmelden möchte: Bitte telefonische Abklärung.
Mit der Anmeldung geben Sie bitte Ihre Handy-Nummer an, damit wir uns kurzfristig verständigen können.